Wie führe ich Menschen erfolgreich in die Digitalisierung
Thomas Rechlin 1. April 2015
Über unternehmerische Herausforderungen und Wege diese zu meistern. Die Digitalisierung stellt Unternehmen vor immer größere Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Das vergangene Jahr war für mich deswegen vor allem von großen, anspruchsvollen Projekten geprägt.
Durch den Wandel kamen viele neue Menschen in mein Leben, was ich als enorme Bereicherung empfinde. In der täglichen Arbeit bedeutet das, sich gegenseitig kennenzulernen. Besonders in der Projektarbeit benötigt das Zeit. Diese Zeit steht jedoch leider häufig nicht zur Verfügung. Manchmal versucht man zu viel und in zu kurzer Zeit zu erreichen. Schließlich kommt ein ungeheurer Kostendruck in die Arbeit. Beides ist der Sache auf keinen Fall dienlich. Insbesondere Innovation lässt sich nicht für mehrere Jahre im Voraus und auf den Cent genau planen.
Das Neue benötigt Offenheit und Geduld. Manchmal führen gerade Umwege und Kurswechsel zum Ziel. Was sich über einen längeren Zeitraum entwickelt, ist immer wieder von neuen Erfahrungen und überraschenden Erkenntnissen geprägt. Im letzten Jahr konnte ich viele solcher Erfahrungen machen. So konnte ich viel über Innovation, Motivation und Wertschätzung lernen. Meine Reflexionen und Schlüsse, die ich daraus ziehe, möchte ich hier zusammenfassen und teilen.
Kann Innovation eine Methode werden?
Methodisch kann man schwierigen Situationen in der Projektarbeit sehr gut begegnen. Zum Beispiel durch die Aufteilung der Vorhaben in viele kleine Einzelschritte. Wichtig dafür ist es, Menschen im Projekt zu haben, die ein Zielbild vor dem inneren Auge haben. Nur so wissen sie, wo die Reise hingehen soll. Der Weg dorthin selbst kann nicht genau definiert werden. Trotzdem bleibt es immer eine große Herausforderung, diese Zielbilder allen Beteiligten zu kommunizieren. Nur so bringt man ein Team über die Zeit hinweg auf einen gemeinsamen Projektweg. Ich denke, diese Herausforderung wird unabhängig von Projektinhalten und Wirtschaftszweigen immer gleich bleiben.
Deswegen werde ich nicht müde immer wieder zu wiederholen, wie zentral es ist, viel miteinander zu reden. Das ist in Zeiten der Digitalisierung sogar wichtiger denn je, auch wenn das paradox klingt. Angesichts von hunderten E-Mails, Twitter- und Facebook-Nachrichten, Timelines, etc. mehr Wert auf die Kommunikation zu legen, hört sich nach einem Widerspruch an. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade weil wir so viel kommunizieren, müssen wir verstärkt darauf achten, die wirklich wichtigen Botschaften herauszustellen.
Ist Vertrauen unverzichtbar auf dem Weg zum Ziel?
Neben Offenheit und Kommunikation, gibt es zwei weitere Dinge, die jeder sofort in seine tägliche Arbeit aufnehmen kann: gegenseitiges Vertrauen und eine positive Einstellung zur Zusammenarbeit.
Vertrauen schafft Freiräume für Kreativität. Menschen entfalten ein ganz erstaunliches kreatives Potential, wenn man sie nur lässt und darauf vertraut, dass sie es schon richtig machen. Leider ist das Gegenteil davon immer häufiger der Fall.
Ich empfinde zum Teil sehr viel Misstrauen und Kontrollzwang zwischen Abteilungen, Auftraggebern, Dienstleitern usw. Wer heute in innovativen Projekten arbeitet, muss motiviert sein und zwar zu 100 Prozent. Wer täglich 100 Prozent gibt, ist nicht nur begeistert, sondern kann mit dieser Begeisterung sogar potentiell andere Menschen mitreißen.
Leidenschaft ist der Schlüssel zu unvorstellbarem Leistungsvermögen. Diese Quelle lässt sich ganz leicht durch Vertrauen in die Fähigkeiten der Menschen erschließen. Das Schlimmste was für mich passieren kann, ist, solche Menschen zu demotivieren.
Leider bedeutet Führung heute immer seltener, für Projekte zu motivieren, sondern Demotivation zu vermeiden. Und das hat primär nicht mit Geld zu tun, sondern allein mit Wertschätzung. Die Digitalisierung bringt zunehmend mehr Technik und neue Technologien in den Arbeitsalltag. Der Umgang damit kann sehr fordernd sein und manchmal auch demotivierend wirken. Angesichts dieser gestiegenen Anforderungen ist es wichtig, nicht zu vergessen, Mensch zu sein und Persönlichkeit zu zeigen.
Ein Motivations-Selbsttest
Das Unwort 2014 für mich war: kein Vertrauen haben. Die Folgen davon konnte ich leider in vielen Fällen beobachten. Mitarbeiter wurden beschimpft, ihre Ergebnisse wurden als schlecht beschrieben, obwohl in der Regel sehr viele Überstunden für das Ergebnis hoch motiviert investiert wurden. In einem Selbsttest kann jeder Leser überprüfen, wie er auf negative Bewertung reagiert. Dazu möge er sich nur für 5 Minuten das folgende Bild ansehen und für sich notieren, wie er sich danach fühlt.
Irgendwie schlecht, oder? Mit dieser Stimmung kann nun jeder versuchen, eine kreative Lösung für eine Fragestellung zu finden oder produktiv zu arbeiten. Genau so ist es, wenn Mitarbeiter, Kollegen, Partnerfirmen, Dienstleistern usw. sich gegenseitig mit Misstrauen, Gemeckere und Geschimpfe jeden Tag begegnen.
Leider erlebe ich fast täglich in meinem Job, dass Menschen so schauen oder sich so verhalten. Das ist vergleichbar wie früher in der Schule – “Hauptsache ich schreibe keine 5 in der Arbeit” oder “Hauptsache ich bekomme keins drauf”. Wie viel Euro diese Haltung pro Jahr kostet, kann leider keiner messen. Fest steht aber: sie kostet uns täglich unendlich viel unproduktive Arbeit, Geld und wertvolle Lebenszeit. Dabei gibt es nichts schöneres als ein Lächeln.
Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg
Selbst hundertprozentig motivierte Menschen werden auf diese Weise jeden Tag ein bisschen demotiviert. Die negativen Folgen lassen sich sogar wissenschaftlich beweisen.
Mit Muskeltests lässt sich nachweisen, wie sich negative Stimmungen schnell auf jeden Menschen auswirken. Burn-out, Depression und chronische Schmerzen bzw. Rückenprobleme sind nicht ohne Grund die neuen Volkskrankheiten schlechthin.
Dabei ist die gegenteilige Verhaltensstrategie viel einfacher: Für ein Lächeln werden viel weniger Muskeln und viel weniger Energie benötigt, als für einen grimmigen Blick und Gemeckere. Mehr noch: Wer lächelt und positiv eingestellt ist, bekommt Lächeln und Wertschätzung zurückgeschenkt.
Jetzt kann jeder den Test mit folgendem Bild wiederholen:
Das fühlt sich doch sehr schön an, oder?
Auf dem Weg ins digitale Zeitalter
Angesichts der immensen Herausforderungen, die uns die Digitalisierung bringt, gibt es nur eine Sache nicht mehr: Stillstand. Es gibt jeden Tag etwas neues zu lernen und zu entdecken.
Ich erinnere mich noch lebhaft an die Zeit, in der Briefe und Faxe das Geschäftsleben prägten. Der Arbeitsalltag heute wäre unter den Bedingungen von früher überhaupt nicht denkbar. Mein Leben heute ist digital und dadurch viel spannender. Ich habe gelernt, wie man Menschen und Unternehmen in das digitale Zeitalter führt. Mit Vertrauen, Offenheit, Leidenschaft, Motivation und nicht zuletzt: einem Lächeln. ?