Wir wollen näher am Kunden sein und gleichzeitig Maßstäbe setzen – Kai Keiork, Projektleiter ÖV_digital bei der Versicherungskammer Bayern, im Interview
OEV Master 6. Mai 2014
Herr Keiork, Sie arbeiten seit mehr als zwei Jahren für die Versicherungskammer Bayern und sind mittlerweile Projektleiter von ÖV_digital bei der Versicherungskammer Bayern. War das damals Ihr erstes Projekt bei der VKB?
Ja, genau. Schon bei meinem Vorstellungsgespräch war der Relaunch ein Thema. Ich kann mich erinnern, dass mich Frau Lindermann damals gefragt hatte, wie lange ich als Projektleiter eines Relaunches die Dauer des Umbaus einschätzen würde. Ich hatte mit sechs Monaten geantwortet. Etwas anderes konnte ich mir zum damaligen Zeitpunkt nicht vorstellen. Inzwischen dauert der Relaunch schon über zwei Jahre.
Hatten Sie das Projekt anfangs unterschätzt?
Den Bedarf an internen Abstimmungen und an Abstimmungen innerhalb der Öffentlichen habe ich tatsächlich völlig unterschätzt. Für mich war es neu, dass ein Projekt mit so vielen Entscheidungsträgern abgestimmt werden muss. Ich komme aus der Welt der Werbeagenturen und war es bis dahin gewohnt, Projekte in maximal 6-8 Monaten abzuwickeln und es dabei mit höchstens zwei, drei Ansprechpartnern zu tun zu haben.
Dann sind Sie späten Feierabend und Zeitdruck doch sicher auch schon gewohnt?
Ja, das stimmt. Bei den Agenturen, die ich kenne, gibt es keinen Nine-to-Five-Job. Werbeagenturen und Dienstleister sind es von Haus aus gewöhnt, unter Zeitdruck zu arbeiten. Die Arbeit ist dort viel mehr auf die jeweilige Aufgabe ausgerichtet. Dadurch ist es einfacher, die Aufgaben in einer kürzeren Zeit zu erledigen, als bei einem großen Unternehmen wie der Versicherungskammer Bayern. Dort dauert durch den großen Abstimmungsbedarf eben alles ein wenig länger.
Sicher ist der Aspekt der Abstimmung nicht die einzige Herausforderung…
Klar, wir haben im Rahmen von ÖV_digital ja alles auf den Prüfstand gestellt, angefangen bei den gesamten Seiteninhalten und einer neuen Content-Strategie bis hin zur Konzeption neuer, nutzerzentrierter Tarifrechner. Insbesondere Konzeption, Entwicklung und Anbindung der neuen Tarifrechner an die neue Welt stellt das gesamte Relaunch-Team vor enorme Herausforderungen.
Hinzu kommen die Frage nach einer validen Planung sowie das Novum der responsiven Darstellung. Damit wird die ganze Konzeption um ein Vielfaches komplexer. Es ist schon sehr herausfordernd, für verschiedene Endgeräte vorauszudenken.
Welche Aufgaben beschäftigen Sie noch während Ihres Arbeitsalltages?
Als Projektleiter bin ich natürlich für die Einhaltung des Gesamtplanes und des Budgets verantwortlich. Ich muss dafür sorgen, dass sich die richtigen Leute miteinander zu Fragen zum Projekt ÖV_digital abstimmen. Gleichzeitig bin ich aber auch Teilprojektleiter der Teilmaßnahme Content. Zusammen mit den Redakteuren entwickle ich die neuen Seitenkonzepte. Alles wird jetzt neu gemacht, sämtliche Seitentexte. Das ist wirklich ein Haufen Arbeit.
Aktuell beschäftigt mich zudem das ganze Thema der Außendienstdarstellung. Wir haben uns auch hier vorgenommen, Maßstäbe zu setzen und unseren Vertriebspartnern ganz neue, innovative Möglichkeiten der eigenen Darstellung im Internet anzubieten.
Das hört sich so an, als würde ÖV_digital Ihren kompletten Tag ausfüllen oder kommen Sie noch einem anderen Tagesgeschäft nach?
Nein, ÖV_digital nimmt tatsächlich 100 % meines Arbeitstages ein. Da ist nicht viel Zeit für weiteres Tagesgeschäft.
Bei so viel Verantwortung: Lässt Sie das Projekt eigentlich noch ruhig schlafen?
Nee, nicht wirklich. ÖV_digital beschäftigt mich permanent. Und ich gehe auch entsprechend spät in den Feierabend. Bei meinen Kollegen, die involviert sind, ist es genau das Gleiche. Wir sind weit von einem Nine-to-Five-Job entfernt. Anders wäre es auch nicht machbar. Ich laufe permanent mit einem latent schlechten Gewissen rum, weil ich weiß, was alles noch nicht erledigt ist, und ich Angst habe, etwas zu vergessen. Ich habe hier einen Notizblock mit Tausend roten Haftzetteln, auf denen Dinge stehen, an die ich denken muss oder die noch unerledigt sind. Da den Überblick zu behalten, ist auch eine Herausforderung.
Das hört sich an, als wäre ÖV_digital durchweg anstrengend…
Nein, in der Summe macht das Projekt Spaß! So oft auch unsere Köpfe rauchen und wir manchmal Panikwellen kriegen, unter dem Strich macht es trotzdem Freude! Wir sehen schließlich, dass es vorwärts geht. Dinge, die man zu einem vorherigen Zeitpunkt als schwierig oder sogar unlösbar hielt, lösen sich plötzlich. Trotz Durcheinander und Chaos läuft es letztendlich doch irgendwie. Und in was für einer Geschwindigkeit das Ganze erledigt wird – gerade aktuell auf Entwicklerseite.
Von Anfang Spaß gemacht hat aber auch die Zusammenarbeit mit der Projektgruppe. Für mich als Neuling war es sensationell zu sehen, wie konstruktiv die Analysephase lief, und wie respektvoll die Abstimmungen verliefen. Es gab nie raue Töne, trotz wirklich stressiger Phasen.
Sie haben schon erwähnt, dass Sie mit der schnellen Umsetzung sehr zufrieden sind. Die ersten Designs der Seiten liegen jetzt schon vor. Zufrieden?
Das Ergebnis ist super! Das hat meiner Meinung nach auch viel damit zu tun, dass das Kernteam Konzeption und Design für das Thema brennt. Das sieht man dem Ergebnis wirklich an.
Was wünschen Sie sich für das Projekt?
Ich wünsche mir, dass wir mit dem Endergebnis die anderen Unternehmen mitreißen, sie begeistern und davon überzeugen, dass unser Weg, ÖV_digital, der richtige Weg ist. Der Kunde steht mit seinen Bedürfnissen jetzt wirklich im Mittelpunkt und findet sich auf der Seite viel besser zurecht. Wir erwarten jetzt natürlich auch, dass wir noch mehr Traffic über Google bekommen, die Conversion-Raten nach oben gehen und wir unseren Vertriebspartnern noch mehr qualifizierte Beratungsanfragen vermitteln als bisher.
Und ich hoffe, dass wir über kontinuierliche Tests auch mehr Kunden-Insights erhalten. Wir wollen näher am Kunden sein und gleichzeitig Maßstäbe setzen, Maßstäbe bei der Internet-Darstellung der Öffentlichen Versicherer gegenüber unserem Wettbewerb. Mit ÖV_digital und seinem responsiven Ansatz begeben wir uns damit nicht nur auf Augenhöhe mit dem Wettbewerb, sondern es ist meine feste Überzeugung, dass wir ihn in vielerlei Hinsicht übertrumpfen werden.
Vielen Dank für das Gespräch.